Der Zentralfriedhof
Der Zentralfriedhof ist mit 64.000 Gräbern der größte der Bochumer Friedhöfe, gelegen im
Stadtteil Altenbochum am Freigrafendamm. Seine Gestaltung und seine Bebauung sind die in Bochum wohl prägnantesten Beispiele für die Architektur und Raumgestaltung des Nationalsozialismus‘. Auf dem Gelände des Friedhofs befindet sich eine Vielzahl öffentlicher und privater Erinnerungsorte.
Die Planung des Bochumer Zentralfriedhofs begann in den 1920er Jahren, die gartenbauliche
Ausgestaltung mit Anlegung von Wegen, Grün- und Grabanlagen sowie der Pflanzung der zahlreichen Bäume dauerte von 1927 bis 1935. Von 1935 bis 1939 wurden die Friedhofsgebäude (Friedhofsverwaltung, Eingangsbereich, große Trauerhalle mit Krematorium und kleine Trauerhalle) im Stil repräsentativer nationalsozialistischer Architektur errichtet. Diese Gebäude prägen noch heute das Erscheinungsbild des Friedhofs und wurden während der NS-Zeit als Kulisse für monumentale Totenfeiern (z.B. für Bombenopfer) genutzt.
Im Bochumer Stadtgebiet sind diese Bauten die prägnantesten Beispiele des NS-Baustils der 1930er Jahre. Heute kann man den NS-Stil noch an retuschierten Hakenkreuzen an Figuren im Eingangsbereich der Trauerhalle sowie an stilisierten Hakenkreuzornamenten in der Decke der Halle erkennen. Die Fenster, die auch im nationalsozialistischen Stil gestaltet worden sind, wurden ausgetauscht.
In einer Vielzahl von Gräberfeldern links und rechts des Weges im Eingangsbereich sind gefallene Soldaten aus Bochum beigesetzt, gefolgt von Gräberreihen mit Opfern der Bochumer Zivilbevölkerung, die vor allem bei Bombenangriffen auf die Stadt getötet wurden. Hauptsächlich ruhen hier die 1.676 Bochumer Bürger*innen, die bei einem einzigen Bombenangriff am 04. November 1944 ums Leben gekommen sind.
Im Zentrum des Friedhofes sind Gräber und Mahnmale politisch-verfolgter Bochumer Widerstandskämpfer*innen zu finden, die für ihre Überzeugungen ihr Leben lassen mussten. Auch ist hier das Grab von Fritz Husemann, der im KZ Esterwegen im Emsland ermordet wurde, zu finden. Husemann war ein Gewerkschafter und Reichstagsabgeordneter für die SPD von 1924-1933. Er wurde das erste Mal im März 1933 länger inhaftiert und entschied sich trotz der immer gefährlicher werdenden Lage nicht zu fliehen. 1935 wurde er abermals verhaftet und ins KZ Esterwegen im Emsland deportiert, ein Lager, in dem vor allem politische Häftlinge inhaftiert wurden. Dort wurde Husemann noch im selben Jahr bei einem angeblichen Fluchtversuch erschossen.
Exemplarisch wird hier auch der Gruppe um Moritz Pöppe und Johann Schmitfranz gedacht, die im Bochumer Lokal Dorlöchter regelmäßig zusammen kam. Die Gruppe traf sich bereits seit 1940, vorher jedoch in einem anderen Lokal, und wurde im August 1943 von der Gestapo verhaftet. Pöppe und Schmitfranz wurden vom Volksgerichtshof unter anderem wegen Vorbereitung zum „Hochverrat“ zum Tode verurteilt, das Urteil wurde im November 1944 vollstreckt.
Ebenfalls befinden sich drei Massengräber von Zwangsarbeiter*innen auf dem Friedhof. Mahnmale an den Gräberfeldern erinnern an sie. Ihre Namen sind in Gedenkbüchern aus Metall verzeichnet, die auf Basaltstein-Pulten montiert sind.