Orte des Terrors

Gefängnis »Krümmede«

Das Gefängnis "Krümmede"

Das Gefängnis oder Zuchthaus „Krümmede“, offiziell die Justizvollzugsanstalt Bochum, wurde zwischen 1892 und 1897 als Königlich Preußisches Centralgefängnis errichtet. In den folgenden Jahren wurde es mehrmals erweitert und modernisiert, um den wachsenden Anforderungen an den Strafvollzug gerecht zu werden. 

Die Justizanstalten wurden ab 1933 in das NS-System integriert und damit auch zu „Orten des Terrors“ – so auch in Bochum. Zwischen 1933 und 1945 wurden Millionen Menschen in den Gefängnissen inhaftiert, neben „Kriminellen“ auch politische Gefangene. In der Bochumer „Krümmede“ saßen in der NS-Zeit politische Gefangene aus ganz Deutschland.

Mit dem Beginn des Krieges wurden vermehrt Ausländer*innen in deutsche Gefängnisse überstellt, insbesondere polnische Strafgefangene und später die sogenannten Nacht- und Nebel-Gefangenen aus westeuropäischen Ländern. Dabei handelte es sich um Personen, die Widerstand gegen die deutsche Besatzung geleistet hatten.

Grundlage für die Deportation von Widerstandskämpfer*innen in Reichsgefängnisse war der sogenannte Keitel-Erlass vom 7. Dezember 1941. Dieser geheime Erlass, auf Hitlers Anordnung hin von Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel in Kraft gesetzt, zielte darauf ab, jegliche „Straftaten“ gegen das Reich und die Besatzungsmacht in den besetzten westeuropäischen Ländern zu verfolgen. Das spurlose Verschwinden der Gefangenen – bei „Nacht und Nebel“ – sollte die Zivilbevölkerung einschüchtern und Spionage, Sabotage und andere Widerstandsaktionen eindämmen. Die Todesstrafe drohte nicht nur bei Anschlägen, sondern auch bei „kommunistischen“ Aktivitäten, „Feindbegünstigung“ und Spionage.

In Bochumer Dokumenten erscheint der Begriff „NN“ (für Nacht und Nebel) erstmals im Dezember 1942. Durch Sterbebücher lässt sich auf die Inhaftierten schließen; Gefangenenakten sind nicht vorhanden. Es wird angenommen, dass nach dem Erlass von 1941 die ersten Inhaftierten aus Belgien, den Niederlanden und Frankreich Anfang 1942 in Bochum waren. 

An einem Stichtag, am 18.05.1943, betrug die Zahl der „Nacht- und Nebel-Gefangenen“ in Bochum 1131 Menschen. Insgesamt waren es sicher weit mehr als 2.000 NN-Gefangene, die zeitweise in Bochum inhaftiert waren. Mindestens 220 von ihnen wurden in fragwürdigen Prozessen vor Sondergerichten oder dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und durch das Fallbeil in der JVA Dortmund und anderen Haftstätten (Wolfenbüttel, Köln u.a.) hingerichtet. Im Gefängnis an der Krümmede selbst starben von 1942 bis April 1945 312 Personen, darunter etwa 117 „Nacht- und Nebel-Gefangene“. 
In dieser Zahl nicht enthalten sind die Menschen, die an den Folgen von Zwangsarbeit in den Außenkommandos des Gefängnisses verstarben.

Im Gerichtsgefängnis an der ABC-Straße gab es zusätzlich 23 Todesfälle, insbesondere durch alliierte Bombardierung am 4. November .

In der Endphase des Krieges wurden die Gefangenen in drei Gruppen eingeteilt, um sie dem Zugriff der alliierten Truppen zu entziehen. Einige Gefangene wurden entlassen, andere, die auf Befreiung hofften, der Gestapo übergeben.

Schließlich kam es im März 1945 auch von hier aus zu den berüchtigten Evakuierungsmärschen, wobei viele Überlebende ins Bochumer Gefängnis zurückgebracht und von den Alliierten befreit wurden.

Der Evakuierungsversuch einer Gruppe NN-Gefangener der „Krümmede“ endete tragisch am Nordbahnhof: Zwei Belgier und neun Franzosen fielen einem Bombenangriff der Alliierten zum Opfer.