Orte des Terrors

Der Nordbahnhof

Der Nordbahnhof

Neben dem Bochumer Justizzentrum am Rande der Bochumer Innenstadt befindet sich der Bochumer Nordbahnhof, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als „Rheinischer Bahnhof“ gebaut wurde. Wenngleich dieser während des Zweiten Weltkriegs teilweise zerstört wurde – das Gebäude hat das obere Stockwerk verloren – ist die Architektur im sonstigen Gebäude rund um die eindrucksvolle Schalterhalle erhalten geblieben.

Während der Zeit des Nationalsozialismus war der Bahnhof Bochum-Nord ein zentraler Ort der nationalsozialistischen Verbrechen in Bochum. So wurden in dieser Zeit hunderte Jüdinnen und Juden sowie Sinti*zze und Roma*nja, Homosexuelle, Zeugen Jehovas und weitere Menschen in Bochum ausgegrenzt, verfolgt, vertrieben sowie entrechtet und deportiert. Die nationalsozialistischen Verbrechen, der millionenfache Mord an den europäischen Jüdinnen und Juden sowie den Sinti*zze und Roma*nja und anderen Gruppen wurde zwar während des Zweiten Weltkriegs zumeist in Osteuropa durchgeführt, doch wurden die Voraussetzungen dafür ebenso in Deutschland und auch in Bochum geschaffen.

Der Bochumer Nordbahnhof sowie der damalige Hauptbahnhof waren die Orte, die als lokale Sammelstellen für die Deportationen der verfolgten jüdischen Bochumer*innen 1942-44 dienten. Sie führten über Dortmund, als Sammelort für den Regierungsbezirk Arnsberg, in die NS-Konzentrations- und Vernichtungslager in Osteuroapa. Für die Deportation nach Theresienstadt (am 29. Juli 1942) war nachweislich der Nordbahnhof der Ausgangspunkt.

Auch wurden ab 1944 die in „Mischehen“ lebenden Menschen vom Nordbahnhof aus deportiert. Ende September 1944 wurden zunächst jeweils die jüdischen Partner*innen dieser Ehen, im Anschluss deren christliche Partner*innen („jüdisch Versippte“) sowie schließlich die aus diesen Partnerschaften hervorgegangenen Kinder („Mischlinge“) deportiert. Die Menschen, die in diesem Zusammenhang im September und Oktober 1944 in Arbeitslager verschleppt wurden, haben alle überlebt und kehrten nach Kriegsende zurück.

Gleichzeitig diente der Bahnhof-Nord auch als Schlusspunkt für erzwungene Fahrten nach Bochum: Ein Teil der Zwangsarbeiter*innen kam dort an, ehe sie in Bochumer Zwangsarbeiterlager verschleppt wurden. Auch die in der „Krümmede“ inhaftierten   Résistance-Gefangenen (aus Belgien und Frankreich) kamen teilweise über den Nordbahnhof.

Mit der Initiative Nordbahnhof existiert seit 2013 in Bochum auch eine Institution, die in Teilen des Nordbahnhofgebäudes einen Gedenkort eingerichtet hat, welcher den genannten Opfern gewidmet sein und an die Deportationen erinnern soll.