Der Bochumer Verein
Der Bochumer Verein (BV) war bis in die 1960er Jahre ein bedeutendes Unternehmen der Schwerindustrie im Ruhrgebiet. In der NS-Zeit spielte der Montankonzern eine wichtige Rolle in der Rüstungsproduktion und trug zur Kriegswirtschaft des Dritten Reichs bei.
Während des Zweiten Weltkriegs stellte der Bochumer Verein eine Vielzahl von Rüstungsgütern für die Wehrmacht her, darunter Panzer, Geschütze und andere militärische Ausrüstung. Die Produktion wurde stark auf Kriegsbedarf umgestellt und das Unternehmen profitierte von staatlichen Aufträgen im Rahmen der Aufrüstung Deutschlands.
Der Bochumer Verein gewährte u.a. der Deutschen Arbeitsfront (DAF) und der Nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation (NSBO) große Freiräume in der Gestaltung der Sozialpolitik des Unternehmens, was zu guten Beziehungen zum NS-Regime führte und auch die wirtschaftliche Entwicklung des BV begünstigte.
Vorangetrieben wurde dieser Kurs primär von Walter Borbet, dem Vorstandsvorsitzenden des BV, der ideologisch sehr nah an der NSDAP zu verorten ist und außerdem den Anspruch hatte, der größte Waffenproduzent im Reich zu werden. Um dieses Vorhaben verwirklichen zu können, verfolgte der BV einen regimetreuen Kurs. Borbet trat nicht sofort der NSDAP bei, bezeichnete Hitler allerdings als „eine der wertvollsten Gestalten der deutschen Geschichte“ und begrüßte die nationalsozialistische Machtergreifung. Seine Anpassung an das neue System ermöglichte ihm einen rasanten Aufstieg in der Politik: Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen und stieg im Mai 1937 sogar zum „Wehrwirtschaftsführer“ auf. Auch wurde der BV vom Amt „Schönheit der Arbeit“ der DAF mehrfach als „NS-Musterbetrieb“ ausgezeichnet. Erst später geriet auch Borbet in Konflikt mit den Nationalsozialisten.
Die Anstrengungen des Bochumer Vereins – gerade im Rüstungssektor – wurden von vielen hochrangigen NS-Politikern und Militärs begutachtet. In den Jahren 1935 bis 1940 besuchten unter anderem Werner von Blomberg, Hermann Göring, Erich Raeder, Werner von Fritsch, Alfred Rosenberg, Hans-Günther von Kluge oder Fritz Todt die Werke des BV. Den „Höhepunkt“ markierte sicher der Besuch von Adolf Hitler am 14. April 1935.
Wie viele andere Unternehmen in dieser Zeit hielt der Bochumer Verein seine Produktion durch Zwangsarbeit aufrecht. Tausende von Kriegsgefangenen, Zwangsarbeiter*innen aus besetzten Ländern und KZ-Häftlingen kamen in den Fabriken und Zechen des Motankonzerns zum Einsatz. Die Bedingungen für diese Zwangsarbeiter waren äußerst schlecht, und viele von ihnen starben aufgrund von Misshandlungen, Unterernährung und den harten Arbeitsbedingungen. Die dem Bochumer Verein unterstellten Zwangsarbeiterlager sind in unserer Karte eingezeichnet.
Der BV unterhielt eines der zwei KZ-Außenlager auf Bochumer Stadtgebiet. Das Außenlager Buchenwalds an der Brüllstraße bestand ab der zweiten Jahreshälfte 1944. In der Brüllstraße waren Häftlinge aus den Konzentrationslagern Buchenwald, Auschwitz und Neuengamme untergebracht.