Das Polizeipräsidium
Als ausführendes Staatsorgan steht die Polizei – neben anderen Institutionen im Nationalsozialismus wie z.B. die Gestapo – beispielhaft für Verfolgung und Terrorisierung. Das Bochumer Polizeipräsidium – direkt neben dem Bergbaumuseum – war in den 30er und 40er Jahren eine gefürchtete Folterstätte. Das Gebäude war von 1926 bis 1929 in der Uhlandstraße 35 errichtet worden und dient auch heute noch, erweitert um einen Anbau, als Polizeipräsidium.
Im Februar 1933 wurden Polizeipräsident Stanislaus Graß, ein Mitglied der Zentrumspartei, sowie der Leiter der Bochumer Schutzpolizei Fritz Harlinghausen abgesetzt. Dies geschah auf Befehl von Hermann Göring aus dem Reichskommissariat für das preußische Innenministerium, um zentrale Positionen mit linientreuen Personen zu besetzen. SA-Gruppenführer Wilhelm Schepmann hatte Ende Januar ein Telegramm an Reichsinnenminister Frick geschickt, in welchem er Graß unterstellte, dass dieser unzuverlässig arbeite und regierungsfeindliche Kommunisten frei lasse. Für wenige Monate übernahm Konrad Sarrazin den Posten des Polizeipräsidenten, wurde aber im Herbst 1933 ersetzt. Die Einsetzung von Konrad Sarrazin, selbst aus deutschnationalen Kreisen, war eher ein Zugeständnis an die DNVP mit der die NSDAP im Stadtrat zusammenarbeitete. Ihm folgte zügig der SS-Standartenführer Fritz Schleßmann.
Durch den am 17. Februar 1933 von Göring ergangenen Erlass, mit SA, SS und Stahlhelm das „beste Einvernehmen herzustellen“ und gegen andere, vor allem als kommunistisch deklarierte Gruppen zur Not auch mit Waffengewalt vorzugehen, verschärfte sich dementsprechend auch das Vorgehen der Bochumer Polizei. Unterstützt wurden sie von einer Vielzahl an Hilfspolizisten. Diese setzten sich aus den Rängen der SA, SS und Stahlhelm zusammen und waren lediglich durch eine Armbinde mit der Aufschrift „Hilfspolizei“ gekennzeichnet. Ansonsten trugen sie ihre gewohnten Uniformen.
Mit der steigenden Macht Heinrich Himmlers, dem im Laufe der 1930er Jahre SS, die deutsche Polizei, SD und Gestapo unterstanden, zog auch die Gestapo in das Gebäude in der Uhlandstraße. Später zog die Gestapo in die Bergstraße. Das Polizeipräsidium entwickelte sich mehr und mehr zu einer zentralen Folterstätte in Bochum. So berichtete z. B. Marie Marczewski, eine junge Frau, die zeitweise in einem jüdischen Geschäft gearbeitet hatte, über ihr Verhör und ihre Haft: „Ich musste in das Polizeipräsidium in der Uhlandstraße, unten im Keller, da saß die Gestapo. Ich wurde verhört, denn ich hatte meinen Ausweis verloren. […] Sie haben mir nicht geglaubt und […] ich kam in eine Zelle direkt an der Tür, so daß ich alles mitkriegte, was passierte. […] Da wurden die ganze Nacht die Männer geschlagen von den SS-Leuten mit dem Knüppel.“ Zu den Opfern in der Uhlandstraße zählte auch der bekannte Bochumer Sozialdemokrat Fritz Husemann, der im April 1935 im Konzentrationslager Esterwegen ermordet wurde.
Heute erinnert nur wenig an der Uhlandstraße 35 an die Verfolgung, den Terror und die Gewalt, die vom Polizeipräsidium ausging und dort stattfand. Im Innenhof hängt eine Erinnerungstafel an die Geschehnisse. Diese ist allerdings nicht öffentlich zugänglich. Inzwischen beleuchtet die Bochumer Polizei ihre Rolle in der NS-Zeit mit einer neuen Ausstellung im Polizeipräsidium.